Wirtschaft

Die wirtschaftliche Entwicklung des unabhängigen Kasachstan war vor allem dank seiner immensen Erdölvorkommen bis 2014 eine Erfolgsgeschichte. Der global sinkende Ölpreis verbunden mit strukturellen Problemen hat seither zunehmend zu ökonomischen Problemen geführt, denen die Regierung mit Infrastruktur- und Sparprogrammen zu begegnen versucht.

Geschätztes BIP

170 Mrd. US-$ (2019)

Pro Kopf Einkommen (geschätzt, nominal) 9.139 US-$ (2019)

Rang der menschlichen Entwicklung (HDI) Rang 50 (von 189), 2019

Anteil Armut (unter 2 $ pro Tag) 2,7% (2015)

Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient) 27,5 (2017)

Wirtschaftlicher Transformationsindex (BTI) 54 (von 137), 2020

Wirtschaft im Überblick

Kasachstans Wirtschaft nahm, nachdem der tiefe Fall aller ehemaligen Sowjetrepubliken nach dem Ende der Union (hohe Inflation, Bankrott vieler Firmen, Arbeitslosigkeit etc.) Mitte der 90er Jahre aufgefangen war, zunächst eine positive Entwicklung. Dabei half vor allem der große Rohstoffreichtum, insbesondere Erdöl, aber auch Erdgas, Kohle, Uran, Eisenerz, Kupfer, Chrom, Titan, Wolfram, Nickel, Phosphor, Gips, Silizium, Blei, Zink, Gold, Silber, Mangan, Seltene Erden und viele andere. Dazu kamen eine konsequente staatliche Privatisierungspolitik, relativ günstige   Bedingungen und die erfolgreiche gezielte Anwerbung ausländischer Investoren – allerdings überwiegend im Rohstoffsektor. Inzwischen zählt Kasachstan aber auch selber zu den größten Investoren im Ausland.

Allerdings hat die gelungene enge Verknüpfung mit der globalen Wirtschaft auch ihre Schattenseiten. Schon 1998 wurde die Wirtschaft durch die Asienkrise erschüttert, noch stärker wirkte 2007 die globale Finanzkrise, die in Kasachstan eine Banken- und Immobilienkrise zur Folge hatte. Um sich vor der berühmten Dutch disease und schwankenden Ölpreisen zu schützen, wurde im Jahr 2000 ein Nationalfonds geschaffen, in den ein Teil der Erdöleinnahmen eingezahlt wird. Im Januar 2015 sollen sich 72 Mrd. US-Dollar in ihm befunden haben, ein Jahr später wird von nur noch 64,2 Mrd. US-Dollar berichtet. Damit nicht zu verwechseln ist der 2008 gebildete Nationale Wohlfahrtsfonds Samruk-Kazyna, der über Anteile an ca. 600 staatlichen Unternehmen verfügt und ein bedeutendes Instrument zur staatlichen Stützung und Modernisierung der Wirtschaft sein soll, in seiner Tätigkeit aber nicht unumstritten ist.

Im Dezember 2012 erklärte Präsident Nasarbajew die Ziele der bislang geltenden Strategie 2030 – Kasachstan sollte zu den 50 stärksten Industrienationen der Welt aufschließen – als erreicht und definierte in der neuen Strategie «Kasachstan 2050″ als neue Vorgabe den Anschluss an die Gruppe der 30 global führenden Wirtschaftsnationen. Dazu sieht die Strategie die Modernisierung der staatlichen Wirtschaftspolitik und Verjüngung ihrer Kader, Förderung und Unterstützung privater Unternehmer und wesentliche Verbesserungen in der Sozialpolitik vor. Diversifizierung bleibt auch weiterhin wichtiges Ziel der staatlicher Wirtschaftspolitik, d.h. man will weg von der starken Orientierung auf den Erdölexport, stattdessen sollen Produktions- wie Exportziffern der verarbeitenden Industrie gesteigert, neue Technologien eingeführt und der Energieverbrauch gesenkt werden. Neben dem Abfedern der globalen Krise stehen auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Förderung der Regionen auf der Agenda. Nachdem man lange auf den Ausbau großer Unternehmen gesetzt hat, muss nun auch die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen vorangetrieben werden. Ihr Anteil am BIP betrug Anfang 2013 erst weniger als 20%. Außerdem wird aktuell angestoßen von der chinesischen Großinitiative unter dem Stichwort Silk Road bzw. One Belt, One Road (OBOR) die Verkehrsinfrastruktur als Voraussetzung wirtschaftlichen Erfolgs verstärkt ausgebaut. Mit China wurde in diesem Kontext u.a. der (Aus)Bau einer Ost-West- Eisenbahnstrecke von der chinesischen Grenze bis ans Kaspische Meer vereinbart. Allerdings könnte die latent sinophobe Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung ein Problem für die weitere erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit werden wie die verbreitete Korruption.

2014 wurde die Führung des Landes offenbar von geringeren Wachstumsraten als in den Vorjahren überrascht. 2013 hatte das BIP ca. 232 Mrd. US-Dollar betragen, das BIP-Wachstum lag bei 6%; 2014 waren es 212 Mrd. US-Dollar und 4,3% und 2015 dann nur noch 42,9 Mrd. US-Dollar (1,2%). Im  Februar 2014 musste der Tenge um fast 20% abgewertet werden. Die Verschiebung bei der   Aufnahme der Erdölförderung in Kaschagan zeigte Auswirkungen, vor allem aber bereitet(e) die schwächelnde russische Wirtschaft bei der engen Verknüpfung beider Ökonomien Probleme. Der global sinkende Ölpreis tat sein übriges, nun rächte sich, dass jahrelang über eine notwendige Diversifizierung der Wirtschaft nur geredet wurde. Auch vier Jahre nach Beginn der Krise gilt sie als das wichtigste, aber nicht erreichte Mittel zur Konsolidierung der Wirtschaft. Präsident Nasarbajew hat im November 2014 in einer Rede an die Nation ein aus dem Nationalfonds finanziertes Antikrisenprogramm namens Nurly Zhol (Heller Weg) vorgestellt, das vor allem Investitionen in die Infrastruktur vorsieht. Bei der mangelnden Diversifizierung der Wirtschaft hat Kasachstan darüber hinaus wenig Einflussmöglichkeiten, der global immer weiter sinkende Ölpreis machte die wirtschaftliche Situation immer schwieriger, dazu kam die Abwertung der chinesischen Währung. Am 19. August 2015 wurde der Tenge um 4,5% abgewertet, am nächsten Tag sein Wechselkurs frei gegeben, was zu einer weiteren Abwertung um 26% an einem Tag führte. Damit hatte die Talfahrt aber ihr Ende nicht erreicht, Ende 2015 hatte der Tenge einen um mehr als 50% geringeren Wert als zu Beginn des Jahres. 

Die Führung des Landes reagiert mit verschiedenen Antikrisenmaßnahmen. Unter anderen kündigte der Präsident die Privatisierung diverser großer in staatlicher Hand verbliebener Unternehmen an, was in der Bevölkerung Besorgnis ausgelöst hat. Der sinkende Wert des Geldes, Preissteigerungen und sinkende Löhne, stellen eine Belastung der privaten Haushaltskassen wie des sozialen Friedens dar. Die aktuelle ökonomische Lage lässt ein baldiges Ende der Krise nicht erwarten, die geringeren Staatseinnahmen werden noch viele weitere Reformen erzwingen. Die angespannte Finanzlage führte Ende 2017 dazu, dass bisher tolerierte illegale Geldabflüsse der Elite nicht mehr unkommentiert hingenommen werden. Beobachter halten vor allem auch eine effektive Bekämpfung der weit verbreiteten Korruption für notwendig. Die fortgesetzten westlichen bzw. US- Sanktionen gegenüber Russland zeigten auch Wirkung in Kasachstan und machten eine Erholung des Tenge schwierig. Dennoch zeigte sich allmählich Licht am Horizont, 2018 lag das BIP-Wachstum bei 4,1%, 2019 bei 4,5%. Präsident Tokajew hat nach seiner Wahl im Sommer 2019 umfangreiche Wirtschaftsreformen angekündigt. Die Corona-Krise wirkt sich aber derzeit in vielerlei Hinsicht negativ auf die Wirtschaft des Landes aus, erste Antikrisenmaßnahmen wurden ergriffen.

Kasachstan ist Mitglied der ECO sowie von CAREC. Nachdem es seit 2010 wirtschaftlich bereits in der Zollunion eng mit Russland und Belarus zusammengearbeitet hatte, wurde dies ab 1.1.2015 durch ihre Fortentwicklung zur Eurasischen Wirtschaftsunion (EEU) noch intensiviert. Der Beitritt zur EEU war schon im Vorfeld im Land nicht nur positiv bewertet worden, die krisenhafte ökonomische Entwicklung ihrer Mitgliedsländer hat die Begeisterung nicht gesteigert. Vielerlei Probleme sind noch ungelöst, was auch in den Ergebnissen des Jahres 2016 seinen Ausdruck findet. Jahrelange Verhandlungen über einen Beitritt zur WTO konnten Mitte Juni 2015 erfolgreich abgeschlossen werden, seit dem 30. November 2015 ist Kasachstan Mitglied der Organisation. Die Aussagen über  die Wirkung auch dieser Mitgliedschaft sind recht unterschiedlich.

Bergbau und Industrie

Der Anteil der Industrie am BIP beträgt ungefähr 35%. Führende Branchen sind Bergbau, Atom- und Chemieindustrie, Maschinenbau, Bau- und Pharmaindustrie.

Die größten Bergbau- wie stahlproduzierenden Betriebe befinden  sich in Zentralkasachstan, wo in Karagandy / Temirtau und Ekibastus (Gebiet Pawlodar) Kohle- wie Erzvorkommen räumlich nah beieinander liegen. Wichtigster Produzent ist ArcelorMittal. Mit einer Förderung von knapp 18.000 t ist Kazatomprom einer der größten Uranproduzenten der Welt, Ende 2017 musste er allerdings wegen gesunkener Nachfrage eine erhebliche Verringerung der Produktion bekannt geben. Ein weiteres, auch international tätiges Bergbau- Unternehmen ENRC (Eurasian National Resources PLC) ist unter etwas dubiosen Umständen in der Eurasian Resources Group aufgegangen. Kasachstan verfügt über größere Vorkommen von Seltenen Erden, die derzeit verstärkt vermarktet werden.

Neuerdings werden der Autoproduktion Zukunftschancen zugesprochen. Daneben konnten sich einzelne Unternehmen der Leicht- und Nahrungsmittelindustrie auf dem Markt behaupten, so z.B. in Almaty der Süßwarenhersteller Rachat.

Erdöl und -gas

Am wichtigsten für die Wirtschaft Kasachstans sind nach wie vor die Förderung und der Export von Erdöl und (in geringerem Maß) Erdgas. Kasachstan gehört mit nachgewiesenen Vorkommen in Höhe von 30 Mrd. barrel zu den 20 größten Kohlewasserstoffproduzenten der Welt und es werden immer wieder neue Vorkommen gemeldet. Die Angaben über die vermuteten wie auch nachgewiesen Vorkommen schwanken erheblich. Als zuverlässig gelten die Zahlen aus dem BP Statistical Review of World Energy. Nach offiziellen kasachstanischen Angaben stammen 26% der Staatseinnahmen aus diesem Bereich, der auch mehr als 50% der Exporte ausmacht. 2018 hat Kasachstan nach offiziellen Angaben 90,3 Mio. t Öl (und Gaskondensat) und 55,5 Mrd. m³ Gas gefördert.

Die derzeit größten Erdölförderstätten sind:

das Tengisölfeld, betrieben von Tengizchevroil, an der Nordküste des Kaspischen Meeres, Angaben über das Ölvorkommen schwanken zwischen 6-9 Mrd. Barrel, nach eigenen Angaben verläuft die Förderung positiv;

Karachaganak, betrieben von Karachaganak Petroleum Operating (KPO), an der Grenze zu Russland nahe der Stadt Ural, (1.236 Mio. Barrel, außerdem Erdgas);

Uzen im Gebiet Mangystau, schon seit 1965 in Betrieb, mit nachgewiesenen Vorräten von 1,5 Mrd. Barrel, deren Ende aber wohl schon absehbar ist. Betreiber ist KazMunaiGaz;

Kumkol (Gebiet Kysylorda), seit 2008 von der kanadischen PetroKasachstan betrieben, mit nachgewiesenen Vorräten von 300 Mio. Barrel, deren Ende aber offenbar schon absehbar ist.

Ende Oktober 2016 konnte nach Überwindung vieler Hindernisse endlich die Förderung aus dem Kaschagan-Feld begonnen werden, bis April 2017 wurden mehr als 2 Mio. t Öl produziert. Der Produktionsbeginn an diesem vor einigen Jahren im nordöstlichen Kaspischen Meer entdeckten größten Erdölfeld (9-16 Mrd. Barrel) außerhalb des Nahen Ostens musste wegen besonders schwieriger natürlicher und technischer Bedingungen zuerst mehrfach um Jahre verschoben und dann kurz nach dem offiziellen Start am 10.9.2013 wegen Lecks in der Pipeline zwischen Förderstätte und dem Festland wieder unterbrochen werden. Die wirtschaflichen Folgen waren erheblich: die Projektkosten haben sich mehr als verdoppelt und Kasachstan entgingen erhebliche Einnahmen. Überdies stellte der seit 2014 sinkende Ölpreis die Wirtschaftlichkeit des Projekts infrage. Diese Probleme führten mehrfach zu erheblichen Spannungen zwischen den an dem Projekt beteiligten Unternehmen und Wechseln der Teilhaber. Derzeit sind von kasachstanischer Seite die staatliche Firma KazMunaiGaz und der Staatsfonds Samruk-Kazyna beteiligt und als ausländische Investoren große westliche Erdölkonzerne – Agip, Exxon Mobil, Royal Dutch Shell, Total, Inpex- und seit Sommer 2013 auch die chinesische CNPC, die alle in der North Caspian Operating Company zusammengeschlossen sind). Der Streit unter den Beteiligten geht auch nach Förderbeginn weiter. Umweltschützer sehen das Projekt kritisch.

Die u.a. durch den global niedrigen Ölpreis ausgelöste aktuelle Wirtschaftskrise wird vermutlich zu Veränderungen auch im Unternehmensgefüge der Erdölindustrie Kasachstans führen. Streiks, bzw. die ungenügende Regelungsmechanismen für das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Kasachstan stellen eine Bedrohung für die Produktion wie den inneren Frieden dar. Kasachstan, das kein OPEC-Mitglied ist, hält sich nicht an die im Dezember 2016 zwischen den meisten Erdöl produzierenden Staaten zur Stützung des Weltpreises ausgehandelten Produktionsbeschränkungen. Absurderweise muss Kasachstan wegen mangelner Kapazitäten seiner Raffinerien Benzin und Diesel in großem Umfang importieren und es kommt sogar zu Versorgungsengpässen.

Beim Bau der für den Transport/Export des Öls notwendigen Pipelines verfolgt Kasachstan wie in seiner Außenpolitik einen Multivektorenansatz. CPC (Caspian Pipeline Consortium) verbindet seit 2001 den Westen Kasachstans mit dem russischen Hafen Novorossijsk; die Atyrau-Samara-Pipeline schafft eine Verbindung an die Wolga und öffnet so den Weg nach Osteuropa und zu den Schwarzmeerhäfen. Genau in die entgegen gesetzte Richtung führt die Kasachstan-China-Pipeline. Allerdings versucht man, nicht zu sehr in chinesische Abhängigkeit zu geraten. So wird Öl im Kaspihafen Aktau verschifft. Im Herbst 2016 wurde der Bau einer neuen Unterwasserpipeline durch das Kaspische Meer nach Aserbajdschan diskutiert.

Obwohl die EXPO-2017 in Astana unter dem Motto «Green Economy» stand und immer wieder über alternative Energiequellen geredet wird, sind sie bislang in Kasachstan bislang erst schwach entwickelt.

Die erkundeten Gasvorkommen sollen bei 1,9 Trillionen m³ liegen, die Hoffnungen liegen bei bis zu 8 Trillionen. Die größten geförderten Vorkommen sind in Karachaganak. Zwar gibt es mehrere Pipelineprojekte (nach Russland, China und in den Kaukasus), doch kann man davon ausgehen dass die Masse der Gasvorräte längerfristig für den Binnenbedarf benötigt werden.

Landwirtschaft

Der Agrarsektor machte 2017 nur 4,7% des BIP aus, ist aber ein nicht unwichtiger Arbeitgeber, denn ca. 18 % der arbeitsfähigen Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Regierung  hat für die dringend erforderliche Modernisierung das Agribusiness Programm aufgelegt, das von 2013-2020 laufen soll. Fachleute sehen aber auch darüber hinaus Verbesserungspotential.

Die Masse der genutzen landwirtschaftlichen Anbauflächen (mehr als 20 Mio. ha) befindet sich noch in Staatsbesitz und wird langfristig verpachtet. Vor allem wird – im Norden des Landes – Getreide produziert, im Süden Obst/Früchte und in Bewässerungsfeldbau Baumwolle. Auch die Produktion von Zuckerrüben und Tabak ist von Bedeutung. Der Weinbau an den Vorbergen des Tien-Schan befindet sich noch im (Wieder)aufbau, ein deutscher Weinkritiker zeigte sich aber bereits von der Qualität angetan.

Die Getreideproduktion unterliegt witterungsbedingt extremen Schwankungen: 2010 wurden 8,8 Mio. t eingefahren, 2011 eine Rekordernte von 27 Mio. t, 2018 waren es 19,7 Mio. t. Kasachstan exportiert einen großen Teil dieses Getreides und ist somit von den Weltmarkpreisen abhängig.

Die Situation in der Viehzucht ist problematischer. Die Tierproduktion findet ganz überwiegend in kleinen Hauswirtschaften statt. Auch wenn die Tendenz in den letzten Jahren steigend war, können sie den Bedarf an Fleisch und Milch nicht decken; es besteht eine hohe Importabhängigkeit. Frischmilch ist in Kasachstan teurer als in Deutschland. Kamelmilch findet zwar Interesse in deutschen Medien, wird aber ein Nischenprodukt bleiben. Positiver wird die Situation bei der Zucht von Karakulschafen (Wolle) bewertet, aber auch hier wurden die Ergebnisse von 1989 noch nicht wieder erreicht.

Wie in der Industrie sucht Kasachstan auch in der Landwirtschaft nach Wegen zur Modernisierung und Einführung neuer Technologien, dies auch in Zusammenarbeit mit Deutschland. Die OECD sieht in der Landwirtschaftspolitik gute Ansätze, fordert aber u.a. einen nachhaltigeren Umgang mit den natürlichen Ressourcen und eine Strategie für langfristige Konkurrenzfähigkeit.

Banken

In Kasachstan besteht das innerhalb Zentralasiens am höchsten entwickelte Bankensystem. An seiner Spitze steht die Nationalbank, die die staatliche Geld- und Kreditpolitik implementiert, die Währung reguliert und kontrolliert und die Bankenaufsicht hat.

Die Immobilien- und Finanzkrise 2008/09 hat alle Banken des Landes in eine schwere Krise gestürzt. Damals musste der Staat 10 Mrd. US-Dollar aus dem Fonds Samruk-Kazyna zur Rettung = Verstaatlichung mehrerer Banken aufbringen. Die Aufarbeitung der Krise hält bis heute an, Banken werden verkauft oder fusionieren. 2016 waren 46 in- und ausländische Finanzinstitute im Land tätig. Das System ist hoch konzentriert, die fünf größten dominieren den Markt. Größte Privatbank ist die Kazkommertsbank mit einem Marktanteil von 24 %. Weitere Geschäftsbanken von Bedeutung sind: Halyk Bank, Eurasian Bank, ATF und Bank Center Credit. Ende 2013 konnte nach langer Suche der Verkauf der letzten der drei von der Krise betroffenen Banken, der BTA, die bis zur Finanzkrise größte Bank des Landes gewesen war, verkündet werden. Damit waren jedoch die Probleme des Banksektors nicht behoben. Immer wieder muss(te) die Nationalbank zur Rettung von Banken eingreifen. Nachdem mehrfach Geldinstitute wegen des hohen Kapitalabflusses ins Ausland in Schieflage geraten waren, wurde dieser im Sommer 2018 begrenzt.

Am 5.Juli 2018 wurde in Astana das International Financial Centre (AIFC) eröffnet, verbunden mit der Hoffnung, dass Kasachstan zum führenden regionalen Finanzplatz und zugleich einem der größten Asiens wird.

Außenhandel

Trotz der Bemühungen der Regierung Kasachstans um eine Diversifizierung der Wirtschaft und die Entwicklung der verarbeitenden Industrie machte der Rohstoffexport 2016 noch mehr als 3/4 der Ausfuhren des Landes aus (davon Erdöl 52,7%). Importiert werden dagegen vor allem Maschinen (2016: 17,1%), Nahrungsmittel (9,5 %), Elektronik und Elektrotechnik (10,7). Nach jahrelangem Ansteigen sinkt der Wert der Exporte seit mehreren Jahren und lag 2016 wegen der niedrigen Erdölpreise bei 36,8 Mrd. US-Dollar (2011 waren es mehr als 88 Mrd. US-Dollar gewesen.) 2014 war erstmals seit 2009 ein Rückgang der Importzahlen zu verzeichnen (um 15,6% auf 41,2 Mrd. US- Dollar), der Trend hat sich in den folgenden beiden Jahren fort (2015 : 30,6 Mrd. US-Dollar; 2016 : 25,2 Mrd. US-Dollar), 2017 und 2018 ist wieder in Aufwärtstrend (29,6 und 33,7 Mrd. US-Dollar) zu beobachten.

Kasachstans wichtigste Außenhandelspartner waren 2018 wie in den Vorjahren beim Export Italien (19,3% der gesamten Ausfuhren) vor China (10,3%), den Niederlanden (10,2%) und Russland (8,5%). Bei der Einfuhr war Russland die führende Nation (38,1% der gesamten Importe), gefolgt von China (16,5%) und Deutschland (5,1%).

Kasachstan ist der wichtigste Partner der deutschen Wirtschaft in Zentralasien. Deutschland exportierte 2017 für ca. 3,6 Mrd. Euro Produkte nach Kasachstan und führte Waren für ca. 1,3 Mrd. Euro ein. Die deutsche Wirtschaft ist in Kasachstan mit ca. 160 Repräsentanzen vertreten. Die Tendenz ist steigend. Die Realisierung des bei Präsident Nasarbajews Deutschlandbesuch im Februar 2012 unterzeichneten Rohstoffabkommens ist offensichtlich nicht so einfach wie erhofft. Trotz der Wirtschaftskrise gelten die Handelsbeziehungen zwischen beiden Staaten als gut.

Entwicklung und Entwicklungspolitik

Auch wenn sich die Verhältnisse in abgelegenen kasachischen Dörfern noch kaum von denen der Nachbarländer unterscheiden, zeigen doch die Wirtschafts- und Sozialdaten des Landes wie auch die tatsächlichen Lebensbedingungen der Masse der Bevölkerung deutlich, dass Kasachstan nur mehr begrenzt auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft angewiesen ist. Auch der Endstand der Millenium Development Goals drückt das aus. Das Land ist nicht mehr nur Empfänger von internationaler Hilfe, sondern hat sogar eine eigene Agentur für Entwicklungszusammenarbeit.

Projekte zur weiteren Entwicklung Kasachstans werden aus dem nationalen Wohlfahrtsfonds Samruk- Kazyna finanziert, der allerdings häufiger in der Kritik steht. USAID, UNDP, ADB, Weltbank u.a. sind in Kasachstan in verschiedensten Bereichen aktiv.

Deutsches Engagement

Kasachstan ist seit April 2008 kein Partnerland für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mehr. Entsprechend ist es nur noch durch einige Regionalvorhaben beispielsweise der GIZ oder der KfW in die deutsche EZ eingebunden. Es sind aber vom Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) sowie dem Senior Expert Service entsandte deutsche Experten in Kasachstan tätig und es gibt immer wieder einmal Projekte anderer EZ-Organisationen.

Goethe-Institut, DAAD und Friedrich-Ebert-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung und seit Herbst 2019 auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung sind in Almaty und/oder Nur-Sultan mit eigenen Niederlassungen vertreten.

Links zu Daten und Nachrichten

Germany Trade & Invest (GTAI) Weltbank

Agentur für Statistik der Republik Kasachstan Ostausschuss der deutschen Wirtschaft Tengrinews

Delegation der deutschen Wirtschaft OWC-Wirtschaftsportal Kasachstan

Dr. Beate Eschment als Urheberin beschäftigt sich seit Anfang der 90er Jahre mit Zentralasien. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am  Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS). Die GIZ wurde informiert, dass wir auf touristischen Webseiten die Inhalte vom ehemaligen Länderportal übernehmen. Wir freuen uns über Anregungen und Bildmaterial.